Über den blauen Teppich gleiten - Muskelkater können Neulinge beim Wasserski kaum vermeiden; ebensowenig Glücksgefühle

So muss sich eine Ente mit zu großen Watschel-Füßen fühlen. Meine Füße stecken in Gummihalterungen auf zwei extrabreiten Wasserskiern für Anfänger. Krampfhaft versuche ich, die klobigen Bretter parallel zu halten, während ich mit angezogenen Beinen rücklings im Wasser von Port de Sóller dümple.

Vom Festrumpfschlauchboot, dem Rib, gibt mir Daniel Noll vom Anbieter Life Xperiences letzte Anweisungen. Ich hatte zuvor angegeben, etwas Erfahrung auf dem Wakeboard zu haben, der modernen Variante des klassischen Wasserski. Die Wahrheit ist: Ich hing mal auf einem Wakeboard an einem Zugseil auf einem Binnensee in Alcúdia. Hier sind wir auf dem Meer, und das Seil hängt an einem Schlauchboot mit mächtig Power. Daniels Hinweis, möglichst lange die Beine angewinkelt zu behalten, wenn die Leine anzieht, beherzige ich. Leider vergesse ich, mich rechtzeitig aufzurichten. Als die Rib auf 30 Stundenkilometer beschleunigt, sitze ich fast mit dem Allerwertesten auf den Skiern und sehe das Boot nur noch schemenhaft durch den Gischtschwall.

Das kann nicht richtig sein, irgendwie schaffe ich es aber nicht, meinen Körper in die Senkrechte zu bringen. Als ich mich etwas erhebe, verreißt es prompt die Skier und ich lande im Wasser, neben zwei schwimmenden Brettern. Als größte Schwierigkeit hat sich die enorme Zugkraft des Bootes beim Start erwiesen und der darauffolgende Reflex des unerfahrenen Wasserskifahrers, das Dreieck am Ende des Seils zum Körper zu ziehen. "Die Arme gerade lassen und sich beim Start aus dem Wasser ziehen lassen. Nicht ziehen", sagt Daniel. Ich versuche es zu beherzigen, lasse locker und verlasse nach dem Anziehen die Hocke. Immerhin stehe ich und schaffe zehn Sekunden in Form eines Fragezeichens auf den Brettern. Zweimal gelingt mir dieses "Kunststück", zweimal lande ich unelegant im Mittelmeer. Ausgepumpt hieve ich mich an Bord.

Nach einer überaus eleganten Demonstration von Daniel Noll auf einem kleinen Wellenreiter ohne Fußschlaufen kommt noch unser achtjähriger Mitfahrer Nick zum Einsatz. Problemlos lässt er sich aus dem Wasser ziehen und dreht mehrere Runden vor der prächtigen Kulisse der Tramuntana auf spiegelglatter See. Ich freue mich ehrlich für den Nachwuchs, kann das aber nicht auf mir sitzen lassen. Also geht es noch einmal ins Wasser und der Tag droht nach zwei missglückten Startversuchen ("Nicht ziehen!") mit zweimaligem Aufsammeln der Skier gänzlich zu scheitern.

Der dritte Versuch klappt: Ich stehe auf diesen Dingern und lasse die Landschaft an mir vorüberziehen. Als es mir gelingt, das Kielwasser des Bootes nach rechts zu verlassen, gleite ich auf einem dunkelblauen Teppich dahin. Das ist Glück! Da lässt sich auch der tierische Muskelkater in Armen und Beinen ertragen, der sich bei der Rückkehr in die Redaktion bemerkbar macht.

Weiter lesen »

22/08/2013, Johannes